Wie bereits bei der ebenfalls zerstörten Alten Pinakothek Klenzes, nahm sich Hans Döllgast nach dem Krieg auch den Überresten des Alten Nordfriedhofs in einem Akt der schöpferischen Rekonstruktion an. Wegen der geringen Mittel fielen die Wiederaufbaumaßnahmen jedoch spärlich aus. So sicherte Döllgast um 1955 im Wesentlichen die nurmehr an der südwestlichen Ecke des Camposanto erhaltenen Arkaden durch Aufmauerung eines schlichten, stützenden Giebels, der nahtlos in die weitere Einfriedung übergeht.
Aus der schon damals nicht mehr genutzten Friedhofsanlage wurde so eine gebaute und für die Allgemeinheit geöffnete Collage der Zeitschichten. Die unmittelbare Umgebung hat sich in den 65 Jahren seither erneut weiterentwickelt, und so liegt statt der Aussegnungshalle nun der größte Spielplatz der Maxvorstadt in Verlängerung der zentralen Achse. In dieser dicht bebauten Gegend erscheint der ehemalige Friedhof als grüne Oase. Innerhalb der Mauern hat sich der Rundweg entlang halb eingewachsener Grabsteine als beliebte Laufstrecke etabliert.
Der Entwurf reagiert auf diese Entwicklungen der vergangenen Jahre und stärkt das bestehende Nebeneinander von spielenden Kindern und Feierabendjoggern in rest-sakraler Atmosphäre. Dazu wird der Rhythmus der im Krieg zerstörten Arkaden nun auch im Norden durch Mauerwerkspfeiler aufgenommen. Durch diese räumliche Fassung der Eingangssituation kann die Schwelle zwischen außen und innen geklärt werden, ohne den öffentlichen Park in seiner Beziehung zur Stadt zu beschneiden. Die in drei Reihen stehenden Kreuzpfeiler aus wiederverwendeten, unverputzten Abbruchziegeln tragen ein einfaches, blechgedecktes Pfettendach und formen darunter zwei längliche Räume. Der eine orientiert sich ähnlich einer ebenerdigen Loggia zum öffentlichen Platz, bietet Schutz vor Regen und spendet Schatten. Der andere liegt zwei Stufen höher innerhalb des ehemaligen Friedhofs, ist thermisch getrennt und im Innenraum in Holz gefasst. Von hier aus bietet sich ein Einblick, nicht aber der Eintritt in den Park.
Für die ersten Jahre bewirtschaftet ein kleines Café Außen- und Innenraum je nach Witterung. Den strukturellen Rahmen dafür bieten die soliden und würdig alternden Pfeiler, die — wie schon bei Döllgast — dort durch Beton verstärkt sind, wo horizontale Kräfte in sie eingetragen werden. Integriert in diese Betonelemente sind kurze Metallschienen, über die weitere Einbauten aus Holz sowie notwendige Installationen angeschlossen werden. Diese Trennung ermöglicht auch in den kommenden Jahrzehnten die Anpassung an sich unweigerlich verändernde Anforderungen, ohne die Integrität der Grundstruktur infrage zu stellen.