Wer wollen wir gewesen sein? Dieser Frage gingen die Studierenden Theresa Zellner, Florian Nagl und Sara Lipponer nach. Sie kletterten dafür in das Jahr 2070: die Menschen haben es geschafft, die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Noch mehr sogar: Sie leben in spannenden Räumen, haben neue Sozialformen entdeckt und sehen sich selbst in einem neuen Verhältnis zur Natur. Von der zu Beginn des Jahrhunderts ausgerufenen grossen Verpflichtung zum Verzicht (auf was?) keine Spur. Das Projekt der Studierenden erzählt das Gegenteil: Die Zweckentfremdung des bestehenden 16-Kammer-Betonsilos in der Ortsmitte Langquaids eröffnet spektakuläre vertikale Wohnräume, die mit Brücken, Schubladen und Netzen zoniert, mysteriös und befreiend zugleich sind und sich mit einem atemberaubenden begrünten Fassadenraum verflechten. Wohnen mal ganz anders.
Die sarkastischen Fassadenstudien zeigen auf: Lässt man den Investoren des Jahres 2019 freien Lauf, entsteht ein hässlicher Klotz mit emotional niedriger Halbwertszeit. Will man das Nachbardorf übertrumpfen, muss mindestens ein noch grösserer Hundertwasser her. Kopiert man die Stararchitektur der 60er Jahre, so merkt man schnell: was seiner Zeit Sinn machte, wirkt unter den Bedingungen des wärmer werdenden Klimas, der Verknappung wertvoller Ressourcen und des Verständnises eines kompakten Dämmperimeters anachronistisch und irritierend. Der begrünte Turm jedoch eröffnet den Menschen vor Ort die Möglichkeit, anders zu leben, Spass dabei zu haben und eine Projektionsfläche für neue Heimatgefühle zu entwickeln.
(Selbst-)Bild einer grünen Zukunft
Theresa Zellner
Sara LipponerFlorian NaglProfessurEntwerfen und Konstruieren
Projektarbeit