Besonders die Architektur der Münchner Stadtbaumeister wie Friedrich Thiersch, Theodor Fischer und Herrmann Leitenstorfer aber auch Details der 50er Jahre Architektur der Maxvorstadt dienten als Inspiration für die Arbeit. Zitate, Transformationen und Weiterentwicklungen dieser vielfältigen Formensprachen ziehen sich durch den Entwurf und werden zu einem eigenen Gesamtbild zusammengefügt.
Das Hochhaus dient als Torhaus über dem Eingang zur Augustenstraße. Es folgt der klassischen Einteilung wie sie Sullivan in „The Tall Office Building artisticaly considered“ beschreibt: Ein hoher, monolithischer Sockel trägt die Wohngeschosse. Die ansonsten streng gegliederte Fassade endet mit dem Technikgeschoss, das sich hinter einem hohen Dachrand und runden Fenstern befindet. Um mit der besonderen Situation als Hofeingang umzugehen, hat das Hochhaus sechs Fassaden: vier nach außengewandte und einen Durchgang, dessen Innenseiten als Arkade die Straßenfronten der Augustenstraße fortsetzen.
Die Öffentliche Bibliothek symbolisiert als Bautyp das Zusammenleben und den Austausch. Sie spannt als Brücke zwischen zwei bestehenden Gebäuden. Ihr zweigeschossiger Lesesaal folgt der Form einer Hallenbibliothek und bildet einen geschützten, introvertierten Rückzugsort, der der Allgemeinheit zugänglich ist. Stützen, Pfeiler des Innenraumes, Träger, wie auch die Regale, Tusche und Lampen folgen einem strengen Raster, das sich durch den gesamten Entwurf zieht.
Der radikale Autonomie-Anspruch der Moderne und der Versuch, sich aus der Bautradition herauszulösen und neue, rationale und funktionale Bauweisen zu finden, prägt bis heute die Wahrnehmung von Architektur. Anders als in der Wissenschaft gibt es jedoch in der Architektur keinen deterministischen Fortschritt, bei dem alte Ideen durch neue, bessere, genauere Theorien abgelöst werden könnten. Gestaltungsmethoden unterlaufen möglicherweise Moden, sie sind jedoch nicht inhärent besser als das Vorangegangene. Dieses Projekt ist der Versuch, sich mit Referenzen auseinanderzusetzen, die das gegenwärtige Stadtbild prägen, jedoch in der zeitgenössischen Architektur kaum noch verwendet werden.
