Die theoretische Grundlage der Arbeit besteht in der Definition des Intimitätsbegriffs. Statt Intimität als Synonym für Privatsphäre stehen zu lassen, wird im ersten Teil der Arbeit der korrelierende Charakter der Unterkategorien von Intimität und der somit pluralistische Intimitätsbegriff herausgearbeitet.
Zusammenfassend gelten folgende Definitionen für die räumliche, die sinnliche und die emotionale Intimität: Unter räumlicher Intimität wird in dieser Arbeit die räumliche Isolation eines Individuums beschrieben. Sinnliche Intimität ist das positiv konnotierte Erfahren eines Fremdkörpers im peripersonalen Raum. Die emotionale Intimität beruht darauf, dass Gefühlsregungen geteilt werden – häufig in Form von Erfahrungen oder Erinnerungen. Die Intimität in ihrer Gänze ist das emotionale Wiedererkennen von sich oder von sich und anderen entweder über physische Nähe oder Abgrenzung, jeweils im Zusammenspiel mit geteilten Emotionen.
Im zweiten Teil veranschaulichen die architektonischen Situationen, dass ästhetische Architektur ein wichtiger Faktor für situative Intimität ist. Jede Situation hat eine persönliche und emotionale Konnotation und aus der Summe der erlebten Situationen setzt sich die individuelle Erfahrung des Einzelnen zusammen. Gleiches gilt für die architektonischen Situationen, die in ihrer Summe das Wohnerlebnis definieren. Die vier beispielhaften Situationen sind alle auf ihre individuelle Weise intim, jedoch nicht alleinstehend oder absolut. Die Entwürfe entsprechen visualisierten Suggestionen, die für jedes Individuum ein eigenes Assoziationsspektrum aufbereiten.
In Conclusio lässt sich feststellen, dass der Nucleus des Wohnens der Suche nach einem Raum entspricht, in dessen Schutz das Individuum sich einer Kombination von Intimitäten öffnen kann. Für künftige architektonische Entwürfe gilt also zu bedenken, dass ein Wohnraum nicht durch größtmögliche Isolation und ein den jeweiligen Wohnfunktionen zugeschriebenem Programm besticht, sondern es in dem Ermessen der Entwerfenden liegt, mit dem gebotenem Feingefühl „Räume des Dazwischen“ zu schaffen. Denn es sind diese Nischen des Intimen, in denen das Wohnen stattfindet.
