Räume, die reagieren
Dem Entwurf liegt die Idee zugrunde, nachhaltige räumliche Strukturen zu entwickeln, als flexibles Angebot an die Stadt und ihre Nutzer. Als ursprüngliche Intervention wurde ein Forum für die KünstlerInnen des Kunstverein GRAZ entwickelt. Gleichzeitig entstand ein Treffpunkt für sozial Schwächere mit einer Sozialberatungsstelle und Übernachtungsmöglichkeiten mit Duschen für Obdachlose. Das Forum hebt sich mittels eines gemeinsamen Plateaus von der bestehenden Parkstruktur ab und verbindet die unterschiedlichen Nutzungen miteinander. Das Peterskirchlein bleibt, bis auf instandhaltende Maßnahmen wie das Verputzen der Fassade, unverändert und wird dadurch Teil des Gebäudeensembles. Die ehemalige Kirche dient als Foyer für Veranstaltungen von Künstlern oder Vereinen.
Die Werk- und Kunsthallen wurden als flexible Hallenstruktur entwickelt, damit der Nutzer sich den Raum selbst aneignen kann. Ein einfaches Tragsystem, wie es für Industrie- und Messehallen angewendet wird, stellt eine freie Raumaufteilung sicher. Allein die sanitären Anlagen sind als feste Funktionskerne entwickelt worden. Diese bauliche Struktur, die resilient und anpassungsfähig ist, kann diverse Szenarien also Programme beherbergen.
Ob ein gesellschaftlicher Wandel oder unvorhersehbare Ereignisse - die Raumstruktur kann darauf reagieren und bildet damit einen nachhaltigen und zeitgemäßen Entwurfsansatz. Eine Notunterkunft für Flüchtlinge kann beispielsweise nur mit dem zutun von wenigen Mitteln in den Hallen installiert werden. Raumtrennende Elemente können sehr leicht in die Stütz- und Tragstruktur integriert werden. Bedingt durch die akute Situation der COVID-19-Pandemie wäre auch ein Impfzentrum an diesem Ort denkbar. Die gut angebundene Lage am Hauptbahnhof gewährleistet eine optimale Erreichbarkeit und die Hallen verfügen über eine Kapazität für bis zu 100 Personen.
Auch in der Materialität spiegelt sich der Gedanke einer einfachen und kostengünstigen Bauweise wieder. So wurde für die Fassade Hochlochziegel verwendet, die mit Perliten gefüllt sind und somit dämmend wirken. Eine von außen aufgetragene Abdichtungsschlämme schützt die Fassade vor der Witterung. Innen sind die Räume lediglich angestrichen, um eine zurückhaltende Raumwirkung zu erzielen. Alle Bauteile wie Türen, Fenster, Treppen oder Träger bestehen aus unbehandelten Aluminiumrahmen und sind leicht austauschbar. Aus Aluminium sind auch die Abdeckungen der Geschossdecken aus Beton, die als umlaufende Bänder den Baukörper horizontal gliedern. Um eine leichte Revisionierbarkeit zur ermöglichen wurden Versorgungsleitungen und Installationen grundsätzlich freigelegt.
