Eine wichtige Rolle spielt die Antifragilitätstheorie nach N. N. Taleb. Als wegweisendes Mind-Set, mit dem Ziel, gestärkt aus Krisen hervorzugehen, lässt sich die Theorie auch metaphorisch erklären: ‚when life gives you lemons, make lemonade‘.
Es ist wichtig, sich Prozessen einer Krise bewusst zu werden, um sich gezielt mit möglichen Problemen und Veränderungen auseinanderzusetzen, sodass wir durch Analyse, Mut und Fantasie aus Fehlern lernen und durch die gewonnenen Erkenntnisse positiven Wandel generieren können, ganz im Sinne des iterativen Kreislaufs von “Prepare, Absorb und Improve”.
Durch den Impuls der Corona Krise kann jetzt, mit Erkenntnissen aus den ersten beiden Phasen, mit der Improve-Phase begonnen und dessen Teilprozesse durchlaufen werden.
Ein architektonischer Entwurfsprozess 2.0 kann also wie folgt aussehen:
1. Schritt: Das leere ‚Framework‘ wird mit zu untersuchenden Variablen urbaner Kontexte, sowie zukünftigen Krisenszenarien befüllt.
2. Schritt: Verteilungen der einzelnen Attribute können ausgewertet werden, um dann durch ermittelte Wirkungs-, sowie Antifragilitätsgrade Handlungsbedarf graphisch herausstellen zu können. Dieser zeigt sich aktuell im Kontext der Wohntürme.
3. Schritt: Hauptproblematiken werden hinterfragend und vergleichend in Bezug auf den erarbeiteten Handlungsbedarf herausgefiltert. Diese werden aktuell durch Monofunktionalität, Anonymität, sowie mangelnde Potentialausschöpfung deutlich.
4. Schritt: Um diesen Bereichen entgegenzuwirken, werden die anderen urbanen Kontexte mit höherem Antifragilitätspotential näher untersucht. Das Ergebnis stellte ‚Gemeinschaft‘ als entscheidenden Faktor heraus.
Konkrete Maßnahmen werden aus der Synthese heraus auf ein zufälliges Bestandsgebäude angewandt. Es lassen sich drei, frei kombinierbare Entwurfsvarianten als unterstützende ‚Serviervorschläge‘ für Bottom up Prozesse aufstellen: Die Sockelvariante, die Kommunvariante, sowie die Laubenvariante.
Gelingt es zukünftig, dieses Mind-Set der Antifragilität in Bezug auf Architektur anzunehmen, schafft diese es genau hier eine Verbesserung im System zu generieren. Gleichzeitig gibt es eine Spaltung im weiteren Verlauf, da der Eingriff auf Widerstand stößt und somit selbst zum notwendigen Impuls wird und nochmal Wandel schafft, bevor das nächste Krisenszenario einschlägt.
Was wäre, wenn wir weniger versuchen, Problemlöser*innen von morgen zu sein und uns dafür vielmehr bewusst werden, wie wir bereits jetzt fähig sind die Probleme von morgen schon heute zu lösen.